Veganer oder Flexitarier?

Wahrscheinlich werden mich für diesen Blog alle Veganer hassen… aber da diese Trenderscheinung in aller Munde, in der Presse, auf allen Online-Kanälen und in jeder Buchhandlung stossweise zu finden ist, möchte ich heute mal meine persönliche Meinung dazu äussern. Zuerst aber vorweg, ich bin kein grosser Fleischesser, ganz im Gegenteil, ich esse Fleisch sehr bewusst und nur das was mir schmeckt. Ich kaufe Fleisch, Eier, Honig und Milch bewusst bei Bauern aus unserer Umgebung ein und möchte keinesfalls auf mein Frühstücksei am Sonntagmorgen oder auf meine allmorgendliche Schokomilch verzichten. Wenn alle Menschen vegan würden, dann gebe es unsere lieben Bauern auch bald nicht mehr. Ich verstehe nicht, warum ein Trend immer so extrem und in diesem Ausmass umgesetzt werden muss. Gibt es nur schwarz und weiss? Wo sind die Farben? Und wo ist unser ganz persönlicher Geschmacksinn? Warum mochte man gestern noch Käse und ersetzt es heute mit Tofu? Warum zelebrierte man gestern noch den Tee mit Honig und ersetzt es heute mit einem grünen Smoothie? Weil es Trend ist oder weil es schmeckt? Diese Frage muss jeder für sich selber beantworten… doch hier ist meine persönliche Geschichte zum veganen Essen:

Im Flieger nach Las Vegas haben wir ein Essen serviert bekommen mit irgendeinem undefinierbaren Fleischstück, welches ich nicht mal annähernd kosten wollte, weil die Gefahr, dass es so schmeckte wie es aussah gross war. Wir baten die Flugbegleiterin um ein vegetarisches Essen, was sie leider nicht mehr an Bord hatte. Sie bot uns aber an, dass wir für unsere Rückreise eine vegetarische Mahlzeit bestellen können, was wir auch taten. Nach wunderschönen Ferien und dem einen oder anderen Burger zu viel, freuten wir uns auf eine leichte, vegetarische Mahlzeit wie Pasta, Risotto oder sonst was Leckeres. Wir bekamen unser Essen in den appetitlichen Alu-Schalen als erstes… ich habe den Deckel genauso schnell wieder zugeklappt wie ich ihn öffnete. Eine undefinierbare Masse an einer Scheibe gegarter Aubergine, einem vertrockneten Salatblatt, garniert mit etwas Couscous oder sonst einem Gugus… auf jeden Fall beschloss ich, lieber zu hungern, während mein Schatz tapfer alles runter würgte. Bestellt ist bestellt, bezahlt ist bezahlt! Zum Glück hatte ich noch Crackers in der Tasche für den Notfall. Bei der Flugbegleiterin bestellten wir für das Frühstück gleich um… „No vegan, please!“ Dass die Amerikaner auch immer übertreiben müssen und aus vegetarisch gleich vegan machen, konnten wir ja nicht ahnen… Zum Frühstück kam dann ein leckeres frisches Brötchen, ein feines Erdbeerjoghurt mit echter (!) Milch, eine Scheibe Käse und eine Scheibe Schinken. Wir haben diese Mahlzeit bewusst und mit Genuss konsumiert und waren froh, dass und die Alternative vom grünen Gugus erspart blieb.

Was ich damit sagen will, wieso essen wir nicht was wir wirklich mögen… dafür in Mass und mit Genuss. Wir müssen ja nicht das 10-er Pack Eier vom Grossdiscounter für Fr. 1.50 einkaufen, wir können auch den netten Bauern mit den Freilandhühnern unterstützen… Kostet ein paar Rappen mehr, dafür sind sie genussvoll, wir haben einen gratis Spaziergang in der frischen Luft und wenn wir unbedingt mit dem Trend gehen müssen, können wir ja dazu unsere trendy Beany-Mütze aufsetzen…

Falls ihr aber aus Überzeugung vegan leben möchtet, dann passt auf, dass in eurem Salatblatt keine Schnecke lauert…

In diesem Sinne… geniesst bewusst, was ihr konsumiert weil ihr es mögt und nicht weil es Trend ist!

Claudia Fellmann