Ein einfacher Schweizer Wurstsalat

Freitagabend, nachdem wir seit drei Wochen wieder mal Dauerlärm haben von unserem lieben Getreidenachbarn, wohlgemerkt 24/7, hat mein Schatz die grossartige Idee ins Restaurant essen zu gehen.

Er: „Schatz, ich habe ein lauschiges Restaurant entdeckt im Nachbardorf.
(Entdeckt in der Regionalzeitung, Anmerkung der Redaktion)
Ich: „Jaaaaaaaa?“
Er: „Ein ruhiges und lauschiges Plätzchen mit Ahornbäumen und dem besten Schweizer Wurst-Käse-Salat aller Zeiten.“
Ich: „Wieso machst Du Deinen Wurst-Käse-Salat nicht selbst?“
Er: „Weil ich Lust habe auf einen richtig leckeren Schweizer Wurst-Käse-Salat. Ich lade dich ein.“

Mit dem Ausblick auf endlich ein bisschen Ruhe muss er mich nicht lange überreden und Schweizer Wurst-Käse-Salat ist ja auch nicht übel. Oder doch?
Wir fahren auf den Parkplatz dieses lauschigen Lokals und bereits im Eingang begrüsst uns sehr herzlich der bayrische Wirt. Bayrisch? Schweizer Wurstsalat?

Wirt: „Wo möchtet ihr lieber sitzen? Hier an der Strasse oder hinten unter dem Ahornbaum?“
Wir einstimmig: „Unter dem Baum!“
Wir setzen uns gemütlich hin, während ich direkt neben uns die 12-köpfige asiatische Grossfamilie entdecke. Davon 6 unter 7-jährig.
Ruhig? Nö.

Wir bestellen Wurst-Käse-Salat einfach. Von „Schweizer“ steht da zwar nichts, aber Wurstsalat ist Wurst. Punkt.
Während wir auf unseren Wurstsalat warten, entpuppen sich die Laubbäume hinter uns als unnütze Schutzmauer von der Eisenbahn, die im 2-Minutentakt an uns vorbei rast. Immerhin dämpft der sehr belebte Kinderspielplatz davor das Eisenbahngeräusch um 1 Dezibel.

Achtung, der „einfache“ Wurst-Käsesalat kommt in Begleitung einer äusserst fröhlichen Bedienung daher.
Wurst und Käse lassen sich erahnen unter einer undefinierbaren gelb-grünlichen Creme, garniert mit Kopfsalat, Zwiebelringen so gross wie die XXL-Sonnenbrille von Paris Hilton und einem Radieschen so gross wie ein Tennisball. Liebevoll setzen sich zwei Wespen auf die Zwiebelringe und tanzen zum Eisenbahnkonzert Boogie-Woogie.
Währenddessen zähle ich den fünften Flieger, der knapp über der Gartenlaube schwebt. Wo sind die annullierten Flüge, wenn man sie brauchen könnte?

Der Wurstsalat schmeckt so wie er aussieht. Grün-gelblich oder war es gelb-grünlich?
Die erste Wespe gibt auf, ihr ist übel. Die zweite Wespe wird von der Eisenbahn überfahren.
Wir stellen den Teller diskret an den Rand des Tisches und der wirklich freundliche bayrische Wirt fragt: „Hat Ihnen der Wurstsalat von unserem österreichischen Chefkoch nicht geschmeckt?“
Ich: „Hmmm… Was ist das für eine gelb-grünliche Sauce?“
Der Wirt stolz: „Das ist Kürbiskernöl, nach dem original steirischen Rezept von unserem österreichischen Chefkoch.“
So viel zum „einfachen“ Schweizer Wurst-Käse-Salat in ruhiger Atmosphäre unter dem lauschigen Laubbaum in asiatischer Gesellschaft.

Fazit: Mein österreichischer Schatz macht seinen „einfachen“ Schweizer Wurst-Käse-Salat in Zukunft selbst, genauso wie der österreichische Kaiserschmarrn der ursprünglich aus Ungarn stammt.

En Guete!