Biometrischer Pass

Bio-Gurken, Bio-Salat, Bio-Eier von glücklichen Hühnern und Bio-metrischer Pass mit unglücklichem Foto von mir. Sollte ja eine kleine Sache sein mit so einem neuen Pass. Vor allem wenn man wie ich das Ablaufdatum erst einfach mal ignoriert hat und sich dann wundert, weshalb einem die ESTA keine Einreisebewilligung nach Amerika geben will…

Also ganz einfach, ich melde mich im Internet an für ein Kombiangebot, denn vor genau 10 Jahren habe ich meinen letzten Pass und meine ID erstellen lassen. So weit so gut, so weit so einfach, ein paar Minuten später kann ich mir einen Termin aussuchen, um persönlich im Passbüro vorzusprechen. Ich wähle einen Montagmorgen, da bin ich noch erholt vom Wochenende und sehe im Normalfall gut aus. In der Theorie ja, in der Praxis sieht es dann ganz anders aus, denn wer rechnet schon mit diesem fiesen Fotoapparat im Passbüro. Vor 10 Jahren war das noch ganz anders. Da habe ich mich gestylt, gut angezogen, hübsch geschminkt und bin zum Fotografen. Und das Resultat waren ein hübsches, farbiges Passfoto mit freundlichem Lächeln und einem Seitenblick, der mein Gesicht schmaler erscheinen lässt. Doch, doch, ich hab mich auch dieses Mal gestylt und geschminkt… doch alles für die Katz!

Doch von vorne… an diesem besagten Montagmorgen betrete ich 10 Minuten zu früh das Passbüro. Ich ziehe eine Nummer und erhalte die Zuteilung für die Box M. Optisch zu vergleichen mit der berüchtigten Schaufensterl-Strasse in Amsterdam. Ich begebe mich in die Box M und schliesse den Vorhang hinter mir. Die freundliche Dame hinter dem Glas fragt mich nach Alter, Grösse und Geschlecht… doch nicht so gut gestylt. Dann bittet sie mich in die zweite Kabine mit dem ganz fiesen Fotoapparat. Lächeln darf ich aber mit geschlossenen Lippen, gerade in die Kamera schauen, kein Seitenblick, die Haare muss ich aus dem Gesicht nehmen und „klick“ schon ist das Foto gemacht. Sie blendet es mir auf dem Bildschirm vor mir in Grossaufnahme ein. Solche Fotos kenne ich nur aus dem amerikanischen Fernsehen und es sind im Normalfall Verbrecherfotos mit schwarz weiss gestreiftem Hintergrund. Das Foto ist hellgrau, jegliche Farbe, in der Fachsprache Make-up genannt, wurde mir aus dem Gesicht genommen. Das Lächeln gleicht mehr einem Grinsen, wenn man einen Furz im Lift mit anderen Passagieren verkneifen muss und meine Gesichtsfläche ist doppelt so gross wie in Wirklichkeit. Auch der zweite Versuch macht es nicht wirklich besser. Doch dieses Bild nehmen wir, bestimmt die freundliche Dame hinter der Glaswand. Fingerabdruck und Unterschrift sind dann nur noch Pipifax gegen den Schock, der mein eigenes Abbild in mir ausgelöst hat. Dass ich für dieses Unterfangen auch noch Fr. 158.- im Spar-Kombi-Angebot bezahlen muss, schmerzt sehr. Ich tröste mich aber damit, dass die Fotos dann in klein und überarbeitet bestimmt nicht mehr so arg schlimm aussehen.

Heute sind mein Pass und meine ID gekommen… mein einziger Trost darin besteht, dass sie bald in einem neuen Louis Vuitton Portemonnaie verstaut und dadurch optisch aufgewertet werden!
In diesem Sinne einen bio-metrisch-schönen Tag!
Ps: Man sieht doch, dass ich stolz bin, Schweizerin zu sein?!