Vollgas durch die Waschstrasse

Einmal im Monat muss man seinen blonden Haaren und dem damit verbundenen Ruf auch gerecht werden, so dachte ich mir das wenigstens heute in der Waschstrasse. Erste Frühlingsboten, Sonne und 18 Grad, logisch, dass man (Frau) da auch ihr Auto in diesem strahlenden Glanz haben möchte. Wie praktisch, dass neben den Tanksäulen auch gleich eine Waschstrasse ist. Ich bezahle mein bezogenes Benzin und frage die freundliche Kassiererin, ob man denn in der Waschstrasse im Auto sitzen bleiben kann. Man kann. Meine zweite Frage, auf welcher Seite ich denn in die Waschstrasse rein fahren müsste, quittiert sie dann schon mit hochgezogener Augenbraue und einem „OMG-ist- die-Blond-Blick“. Aber dank der Auskunft, mache ich mit meinem Cabriolet auf den Weg zur Waschstrasse. Nö, jetzt denken Sie falsch, ich habe das Dach nicht offen, sooooo blond dann doch noch nicht.

Der nette schwyzerdütsch-italienisch sprechende Mann fragt mich, ob er meine Antenne abmontieren darf. Klar, darf er und ich lege sie auf meinen Beifahrersitz. Jetzt wird mein Auto erst mal kräftig abgeduscht. Dass ich dabei auch einen Strahl abbekomme auf dem Fahrersitz, ist nicht dem offenen Fenster zu verdanken, sondern wohl eher an einer kleinen Undichtheit zwischen Fensterglas und automatischem Dach. Aber man weiss ja nie, sicherheitshalber prüfe ich nochmal die automatische Fensterschliessung. Achtung, jetzt gibt es Anweisungen vom sympathischen Italo-Man, Motor an, Automatik-Gang auf „N“, Fuss weg von der Bremse und vom Gas und sitzen bleiben, bis das Auto am anderen Ende der Waschstrasse wieder raus kommt. Nichts einfacher als das, denke ich mir, nehme meinen Schalthebel in die rechte Hand und begebe ihn in die mir zu glauben wissende„N-Position (=Neutral oder so), nehme meinen Fuss vom Gas und der Bremse…

… und jetzt schiesst mein Auto los mit Vollgas durch die Waschstrasse…

„Mamma Mia, Attenzioni, Attenzioni, Pizza, Pasta, Mortadella“ und irgend so was höre ich aus weiter Ferne von 2 nicht mehr so fröhlich wirkenden italienischen Landsmännern. Vorsichtshalber drücke ich meinen Fuss doch auf die Bremse… und das ist höchste Zeit. Mit wild gestikulierenden Händen erklärt mir der eine Italo-Man durch das inzwischen geöffnete Fenster „N… N… N… N wie Nizza nicht D… wie Dubel. Guckst du vorne auf Display und siehst du Buchstabe in Display. Wenn ist „N“, dann ist richtig. Wenn ist „D“, dann ist falsch. Ich hebe meinen Kopf in die angezeigte Richtung und gucke auf das Display… da steht „D wie Dubel“. Hmmm… jetzt hab ich es kapiert! Aber jetzt bin ich ja schon mitten in der Waschstrasse. Glücklich, dass sie dem Blondie etwas beibringen konnten, schieben mich und mein Auto 4 starke Arme zurück an den Anfang der Waschstrasse. Jetzt, im richtigen Gang„N“ geht alles seinen gewohnten Lauf im angenehmen Tempobereich und mein Auto kommt frisch und sauber auf der anderen Seite der Waschstrasse wieder raus.

Fröhlich singend fahre ich mit meinem stolzen und frischgewaschenen Cabriolet auf die Autobahn, schalte das Radio ein und wundere mich, wieso ich trotz Antenne auf meinem Beifahrersitz, keinen Empfang habe.

In diesem Sinne einen blonden Tag!